Meditieren lernen – aber wie?

Du hast schon viel von Achtsamkeit gehört und möchtest dich damit näher beschäftigen? Endlich meditieren lernen? Einfach herausfinden, was dahinter steckt und ob das etwas für dich ist? Hier meine Erfahrungen als Achtsamkeitslehrer und aus eigener Praxis.

Bücher, Apps oder doch lieber ein Kurs zum Meditieren lernen?

Mit einem Buch meditieren lernen? (Oder Klavier? Oder Tennis spielen?)

Mit dem Stichwort „Achtsamkeit“ sind auf Amazon mehr als 40.000 Bücher zu finden. Viele davon haben wohl nur peripher mit dem Thema zu tun oder wirken schon auf den ersten Blick ziemlich unseriös. Doch letztendlich gibt es auch eine Menge toller Bücher über Meditation, Achtsamkeit & Co, beispielsweise von Jon Kabat-Zinn, Jack Kornfield und anderen. Doch die wahre Frage lautet:

Theoretisch vielleicht schon. Die ganzen Hintergründe, Konzepte, Vorgangsweisen, Wirkungen und Hindernisse lassen sich natürlich jederzeit nachlesen. Achtsamkeit und Meditation, als einen Weg um diese Achtsamkeit zu kultivieren, lassen sich jedoch nur in der Praxis wirklich verstehen. Das theoretische Wissen von Achtsamkeit hilft ähnlich weiter wie theoretische Schwimmkenntnisse.

Viele Bücher enthalten auch konkrete Meditationsanleitungen und -tipps, damit eben genau diese Erfahrungen auch gemacht werden können. Das ist eine gute Idee, scheitert aber oft einfach an der tatsächlichen Umsetzung. Legst du regelmäßig das Buch zur Seite und folgst den Anleitungen, beispielsweise einer halbstündigen Sitzmeditation? Wie gehst du damit um wenn Fragen auftauchen? Oder es nicht so klappt, wie du es dir vorstellst? Bleibst du dran? Für ein paar Wochen, damit sich auch erste Veränderungen zeigen?

Wenn ja, fantastisch! Das gelingt nicht vielen, wie meine Erfahrung zeigt. Meist wird das Üben auf später verschoben und findet – wenn überhaupt – nur eind Handvoll Male statt. Ergebnis ist immer wieder: „Das ist nichts für mich. Ich kann nicht meditieren!“ – Schade!

Sind Smartphone Apps der bessere Weg?

Unsere Smartphones stehen für viele von uns eigentlich für das Gegenteil von Achtsamkeit – für Dauerablenkung! Dennoch gibt es gut gemachte Meditations-Apps mit vielen Millionen Usern, beispielsweise Headspace, 7mind oder Calm. Diese Apps bieten eine enorme Menge Erklärvideos, Meditationsanleitungen und vieles mehr und sind per Geschäftsmodell darauf ausgerichtet, die User möglichst oft und möglichst lange in ihren Bann zu ziehen. Dafür nutzen sie Push-Nachrichten, Spielelemente (Punkte sammeln…) und ständige neue Inhalte. Das ist ziemlich smart und – wenn das hilft dran zu bleiben – auch für beide Seiten ein Win-Win.

Meditationsapps ermöglichen vielen Millionen Usern einen niederschwelligen Zugang zum Thema Achtsamkeit und das ist ein enormer Verdienst, wenn wir davon ausgehen, dass unsere Welt insgesamt achtsame Mitmenschen gut gebrauchen kann.

Was mich persönlich etwas zurückhaltend macht ist, wie schon erwähnt, dass zumindest die längerfristig am Markt erfolgreichen Apps ihre User ständig in ihren Bann ziehen, Aufmerksamkeit erregen und um jeden Klick konkurrieren „müssen“. Ständig etwas Neues, höher – schneller – weiter – noch mehr Selbstoptimierung, etc. Das entfernt uns, meiner Meinung nach, von der ursprünglichen Idee von Achtsamkeit und Meditation – und damit auch von dessen Wirkung.

Oder vielleicht doch ein Kurs?

Kurse sind teurer, zeitaufwändiger und weniger flexibel als Bücher und Apps. Aber wenn ich nicht nur theoretisch Wissen will, was Achtsamkeit und Meditation ist, sondern meditieren wirklich lernen will, bieten sie doch viele Vorteile. Hier geht es wirklich ums Tun, um den Austausch, um die Motivation fürs Üben, die in einer Gruppe entsteht.

Als MBSR Lehrer bin ich hier natürlich etwas „vorbelastet“. Allerdings habe ich meine MBSR Ausbildung erst gestartet, nachdem mir klar wurde, wie hilfreich diese Kurse sein können. Immer wieder habe ich Teilnehmende, die erste Erfahrung mit Büchern und Apps gesammelt haben, aber dann doch einen Gruppenkurs besuchen möchten, weil sie alleine mit Büchern und Apps nicht vorankommen.  

Was spricht für MBSR Kurs statt anderen Formaten?

Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR) ist ein achtwöchiges Achtsamkeitstraining, das Ende der 70er Jahre entwickelt wurde und sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten international etabliert hat.

Warum MBSR zum Goldstandard wurde

  • Es ist das wissenschaftlich am besten evaluierte Achtsamkeitstraining. Unzählige internationale Studien zeigen die Wirksamkeit von MBSR in unterschiedlichsten Bereichen.
  • Die Kursinhalte sind weitgehend standardisiert und die intensive Ausbildung und Zertifizierung der Lehrenden entspricht einheitlichen, professionellen Standards.
  • MBSR ist weder religiös noch esoterisch.
  • Es macht Achtsamkeit sehr leicht für alle Menschen zugänglich. Gleichzeitig vermittelt es inhaltliche Tiefe und ist so konzipiert, dass es langfristig und im eigenen Alltag helfen kann.
  • MBSR basiert auf einem starken inhaltlichen Fundament, nicht auf oberflächlichen Versprechungen, übertriebener Inszenierung auf Social Media oder maximaler Kommerzialisierung.

Vorteile des 8-wöchigen Kurses

  • In den wöchentlichen Modulen wird gemeinsam Achtsamkeit geübt und wichtige Inputs für die tägliche Übungspraxis zuhause werden vermittelt.
  • Die Teilnehmenden sammeln eine Woche lang Erfahrungen beim eigenständigen Üben und profitieren vom Erfahrungsaustausch in der Gruppe am darauf folgenden Kurstermin. Über den gesamten Kurszeitraum führt das zu einer intensiven Erfahrung und einer enormen Entwicklungskurve.
  • Acht Wochen sind außerdem der ideale Zeitraum um die Kultivierung der Achtsamkeit im Alltag nachhaltig zu etablieren.

In Präsenz oder Online meditieren lernen?

Online Kurse sind natürlich irrsinnig praktisch: Fahrzeit sparen, aus dem Urlaub teilnehmen, von zuhause aus mitmachen wenn man sich krank fühlt, nebenbei auf die Kinder aufpassen… und trotzdem bevorzuge ich Präsenzkurse und möchte derzeit auch keine Online-Variante anbieten. Warum das?

  • In der Achtsamkeit geht es um die Präsenz im Hier und Jetzt, im Gegensatz zum ständigen Tun. Wer physisch im Kursraum anwesend ist, lässt die gewohnte Umgebung mit all den Abzulenkungen hinter sich. Die Teilnehmenden können sich ganz bewusst Zeit um mit sich zu sein und in Kontakt zu kommen. Ohne Handies, ohne die Verlockung nebenbei etwas am Computer zu erledigen, ohne Störendes im Hintergrund. Das schafft einen ganz anderen Fokus und eine ganz andere Atmosphäre als alleine vor dem Computer sitzend.
  • Der gemeinsame Erfahrungsaustausch ist ein zentraler Bestandteil des MBSR Kurses. Vor Ort funktioniert dieser Austausch meiner Erfahrung nach deutlich besser, vor allem wenn man sich untereinander nicht kennt. Von Angesicht zu Angesicht und in einem geschützten Raum fällt es oft leichter, persönliche Erfahrungen und Empfindungen auszudrücken als in den Weiten des Internets. Und natürlich geht über Webcam & Mikrofon auch immer einiges verloren.
  • Die regelmäßigen Treffen und die dadurch entstehende Dynamik hilft vielen Teilnehmenden dabei, wirklich dranzubleiben und regelmäßig zu üben. Das ist ein großer Mehrwert des MBSR Präsenzkurses – natürlich gegenüber dem Lesen eines Buches oder dem Üben mit einer Meditations-App, aber auch im Vergleich zu Online-Formaten.

Schließlich macht es auch mir persönlich mehr Freude, diese gemeinsame Reise direkt mit den Teilnehmenden anzutreten – gemeinsam zu praktizieren, Erfahrungen auszutauschen und die schönen und entspannten, die überraschenden und berührenden sowie die mitunter auch herausfordernden und schwierigen Momente in Präsenz zu teilen.

 

Idealer Wochentag und Uhrzeit?

Damit meiner ich nicht (nur) ob es absehbar möglich ist an den Terminen teilzunehmen – auch das ist natürlich sehr wichtig. Vielmehr geht es mir hier darum, zu überlegen an welchen Tagen und um welche Uhrzeit für mich persönlich ein MBSR Kurs am Stimmigsten ist. Möchte ich lieber zu Beginn der Woche oder am Ende? Unter der Woche oder am Wochenende? Wie geht es mir, wenn ich direkt nach der Arbeit in den Kurs eilen muss? Welche Wochentage sind besonders stressig oder entspannt für mich? Welche Zeitfenster möchte ich unbedingt für meine Familie reservieren? Zu welchen Zeiten muss ich regelmäßig erreichbar sein?

Meiner Erfahrung nach hat sich der Kurstermin Sonntag abends (18:00 bis 20:45) sehr gut bewährt. Es ist für viele ein eher entspannter Zeitpunkt, an dem eine Woche ausklingt und eine neue vor der Tür steht (in der ein wenig Achtsamkeit hilfreich sein kann!).

 

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